Überhaupt niemals den Autor für Inhalte verantwortlich machen!
(Sebastian Krämer)

Samstag, 21. März 2009

Wikimania

Da war ich vor drei Tagen doch ziemlich stolz auf mich. Es war eine Reise in vergangene Zeiten, das bewusste Auskosten des Anachronismus, das Erleben einer für uns kaum noch vorstellbaren Welt, lehrreicher als jeder Museumsbesuch.

Wovon ich rede?

Nun ja, ich las abends ein Buch (über KI, denn ich bin ja ein fleißiger Student) und mir war die Bedeutung eines Begriffes unklar ("Emergenz", falls es jemanden interessiert). Normalerweise ist das Vorgehen in einem solchen Fall automatisiert und erfordert keinerlei Reflexion.
Das Zusammenspiel von Wikipedia und eventuell google liefert schnell die gewünschte Information

Allerdings war der Laptop schon heruntergefahren und ich hatte sowas von keinen Bock ihn wieder in Betrieb zu setzen, da schoss eine scheinbar wahnwitzige Idee durch meine Neuronen: "Gibt es nicht diese gebundene Druckversion von Wikipedia, in der einem das Bearbeiten von Artikeln in Ermangelung von genügend Tipp-Ex so schwer gemacht wird? Wie nannten unsere Vorfahren das noch mal? Ach ja, Lexikon..."
So schlug ich nach bestimmt drei Jahren das erste Mal wieder ein Lexikon auf,  fand die gesuchte Information und war glücklich

Ein Leben ohne Wikipedia wäre also theoretisch möglich. Nur ganz schön unpraktisch. 
Der Vorfall um Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jakob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu Guttenberg (siehe hier) zeigte zudem mal wieder, dass man nicht immer glauben sollte was irgendjemand irgendwann von irgendwo aus irgendwie ins Netz gestellt hat.

Klabautermann führt das Narrenschiff

Fast vergessen und jetzt wiederentdeckt. Dieser Song von Reinhard Mey von 1998 ist aktueller denn je. Ein großer Poet mit scharfem Blick auf die Welt.

Das Quecksilber fällt, die Zeichen stehen auf Sturm,
Nur blödes Kichern und Keifen vom Kommandoturm
Und ein dumpfes Mahlen grollt aus der Maschine.
Und rollen und Stampfen und schwere See,
Die Bordkapelle spielt „Humbatäterä",
Und ein irres Lachen dringt aus der Latrine.
Die Ladung ist faul, die Papiere fingiert,
Die Lenzpumpen leck und die Schotten blockiert,
Die Luken weit offen und alle Alarmglocken läuten.
Die Seen schlagen mannshoch in den Laderaum
Und Elmsfeuer züngeln vom Ladebaum,
Doch keiner an Bord vermag die Zeichen zu deuten!

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig' um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf's Riff.

Am Horizont wetterleuchten die Zeichen der Zeit:
Niedertracht und Raffsucht und Eitelkeit.
Auf der Brücke tummeln sich Tölpel und Einfaltspinsel.
Im Trüben fischt der scharfgezahnte Hai,
Bringt seinen Fang ins Trockne, an der Steuer vorbei,
Auf die Sandbank, bei der wohlbekannten Schatzinsel.
Die andern Geldwäscher und Zuhälter, die warten schon,
Bordellkönig, Spielautomatenbaron,
Im hellen Licht, niemand muß sich im Dunkeln rumdrücken
In der Bananenrepublik, wo selbst der Präsident
Die Scham verloren hat und keine Skrupel kennt,
Sich mit dem Steuerdieb im Gefolge zu schmücken.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig' um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf's Riff.

Man hat sich glatt gemacht, man hat sich arrangiert.
All die hohen Ideale sind havariert,
Und der große Rebell, der nicht müd' wurde zu streiten,
Mutiert zu einem servilen, gift'gen Gnom
Und singt lammfromm vor dem schlimmen alten Mann in Rom
Seine Lieder, fürwahr: Es ändern sich die Zeiten!
Einst junge Wilde sind gefügig, fromm und zahm,
Gekauft, narkotisiert und flügellahm,
Tauschen Samtpfötchen für die einst so scharfen Klauen.
Und eitle Greise präsentier'n sich keck
Mit immer viel zu jungen Frauen auf dem Oberdeck,
Die ihre schlaffen Glieder wärmen und ihnen das Essen vorkauen.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig' um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf's Riff.

Sie rüsten gegen den Feind, doch der Feind ist längst hier.
Er hat die Hand an deiner Gurgel, er steht hinter dir.
Im Schutz der Paragraphen mischt er die gezinkten Karten.
Jeder kann es sehen, aber alle sehen weg,
Und der Dunkelmann kommt aus seinem Versteck
Und dealt unter aller Augen vor dem Kindergarten.
Der Ausguck ruft vom höchsten Mast: Endzeit in Sicht!
Doch sie sind wie versteinert und sie hören ihn nicht.
Sie zieh'n wie Lemminge in willenlosen Horden.
Es ist, als hätten alle den Verstand verlor'n,
Sich zum Niedergang und zum Verfall verschwor'n,
Und ein Irrlicht ist ihr Leuchtfeuer geworden.

Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken
Und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken,
Die Mannschaft lauter meineidige Halunken,
Der Funker zu feig' um SOS zu funken.
Klabautermann führt das Narrenschiff
Volle Fahrt voraus und Kurs auf's Riff.

Dienstag, 3. März 2009

the daily insanity on your screen 0

Windows Internet Explorer 7 wird installiert...

Microsoft-Tool zum Entfernen bösartiger Software wird ausgeführt...


Das kommt mir insgesamt ziemlich konträr vor, mal schauen, was am Ende dabei herauskommt...

Sonntag, 1. März 2009

Was ist kochen?

Ist "Nudeln machen" auch kochen? Ist kochen auch "Nudeln machen"?
Was ist kochen? 

Kochen (von lateinisch coquere, „kochen, sieden, reifen“ entlehnt) ist im engeren Sinne das Erhitzen einer Flüssigkeit bis zum Siedepunkt, im weiteren das Garen und Zubereiten von Lebensmitteln allgemein, unabhängig von der Zubereitungsart wie z. B. Backen oder Braten.
(Wikipedia)

alles klar?
nein!

Denn kochen ist mehr, kochen ist die Lust am Genuss, der Inbegriff der Vorfreude.
kochen ist Lyrik, kochen ist Malerei und oftmals auch Theater.
Vor allem aber ist kochen Musik, manchmal einfach und deftig, wohlbekannt und bewährt; machmal exotisch, überraschend und unvergesslich. 
Mal glatt und schmeichelnd, mal mitreißend und umwerfend. Mal piano, mal forte, Prestissimo ("in zwanzig Minuten müssen wir gegessen haben") oder Adagio (Loriot: "Nilpferd in Burgunder"), nach strengen Regeln geformt oder von der Seele improvisiert.

Aber vor allem: Die Ergebnisse sind wie handgemachte Musik niemals gleich. Immer nur Nudeln ist langweilig. Es gibt doch auch keine mp3-Player mit Platz für nur einen Song...